28. Oktober 2021

Ergebnisse einer in-vitro Untersuchung zur antimikrobiellen Wirksamkeit von Polihexanid (PHMB)- und Silberionenfreisetzenden Wundauflagen bei verschiedenen pH-Werten

Autoren

H Braunwarth, FHH Brill, H Brill

Bibliographie

HygMed 2011; 36 [10]: 393–398

Abstract

Hintergrund: Der Wund-pH-Wert von akuten und chronischen Wunden unterscheidet sich deutlich und verändert sich im Laufe der Wundheilung. Bisher bleiben die klinisch relevanten, unterschiedlichen Wund-pHWerte bei der Prüfung der in-vitro-Wirksamkeit von antimikrobiellen Wundtherapeutika unberücksichtigt. In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob die in den Wundauflagen verwendeten antimikrobiellen Substanzen – Silberionen und Polihexanid (PHMB) – eine pH-abhängige antimikrobielle Wirkung aufweisen.

Methode: Im Agardiffusionstest wurde an ausgewählten Wundauflagen untersucht, ob die in den Wundauflagen verwendeten und freigesetzten, antimikrobiellen Wirkstoffe – Silberionen und Polihexanid (PHMB) – eine pH-abhängige antimikrobielle Wirkung haben. Prüforganismen waren Staphylococcus aureus, Methicillin-resistenter Staphylococus aureus (MRSA), Enterococcus faecium und Pseudomonas aeruginosa. Geprüft wurden Biatain Ag (Schaumverband, Coloplast GmbH, Hamburg), Seasorb Ag (Alginatverband, Coloplast GmbH, Hamburg) und Suprasorb X+PHMB (Hydrobalance Wundverband, Lohmann & Rauscher GmbH & Co. KG, Neuwied).

Ergebnisse: Die PHMB-haltige Wundauflage hatte im sauren pH-Bereich (pH 5,5) gegenüber allen Testkeimen keine Wirkung (Hemmhof 0 mm). Bei pH 6,0 zeigte sich keine Wirkung gegenüber MRSA (Hemmhof 0,3 mm), E. faecium und P. aeruginosa (Hemmhof jeweils 0 mm), jedoch eine Hemmwirkung gegenüber S. aureus (Hemmhof 1,8 mm). Im neutralen (pH 7,0) und alkalischen Bereich (pH 8,0) besaß diese Wundauflage mit Ausnahme von P. aeruginosa eine bakteriostatische Wirkung (Hemmhof 1,0–6,8 mm). Bei pH 9,0 wurde für alle Prüforganismen eine bakteriostatische Wirkung nachgewiesen (Hemmhof 1,5–9,3 mm). Die Silberionenfreisetzenden Wundauflagen zeigten dagegen im getesteten pH-Bereich (5,5 bis 9,0) eine gleichmäßig gute bakterio-statische Wirksamkeit (Hemmhof 0,8–5,5 mm). Für den Schaumverband wurde im Vergleich zum Alginatverband eine stärkere Wirksamkeit nachgewiesen.

Schlussfolgerung: Aus diesen Ergebnissen können noch keine endgültigen Empfehlungen für die Praxis getroffen werden. Unsere Ergebnisse machen jedoch deutlich, dass der pH-Wert der Wunde einen Einfluss auf die antimikrobielle Wirksamkeit von antimikrobiell ausgerüsteten Wundauflagen hat.